Ergotherapeut gesucht: Worauf Sie achten sollten

Am liebsten arbeitet Jannis Gerken mit seinen Klienten an der frischen Luft. Seit über zweieinhalb Jahren gehört der Ergotherapeut zum Team von Claudia Menzler und kümmert sich seitdem hauptsächlich um Menschen mit psychischen Erkrankungen. Als „Fachtherapeut für Ergotherapie in der Psychiatrie und Psychosomatik für Erwachsene“ kennt er die vielfältigen Möglichkeiten, die Therapieeinheiten im Freien bieten. Welche das sind und wie die Klienten auf die gemeinsame Zeit im Freien reagieren, verrät er in diesem Blog-Beitrag.


Frage: Welche psychischen Erkrankungen haben die Menschen, mit denen Sie die Therapie an der frischen Luft machen?

Antwort: Das sind in der Regel Menschen höheren Alters mit Demenz und Menschen, die Depressionen haben, wobei ich auch einige Klienten mit Angststörungen habe.


Frage: Wohin gehen Sie mit diesen Menschen?

Antwort: Das ist ganz unterschiedlich. Mit manchen mache ich einen Stadtbummel und schaue mir Geschäfte an, mit anderen spaziere ich durch den Stadtpark oder setze mich einfach auf eine Bank. Manchmal gehen wir auch in eine Kirche.


Frage: Das hört sich mehr nach Freizeitvergnügen an. Worin besteht denn die Therapie?

Antwort: Diese Frage höre ich häufiger. Ich möchte es an einem Beispiel erklären. Wenn Sie mit einem demenzkranken Menschen kognitive Trainingsaufgaben an einem Tisch machen, schafft er diese vielleicht nicht oder sie fallen ihm schwer und er muss sich sehr anstrengen. Wenn Sie mit diesem Menschen aber durch die Stadt gehen und er erinnert sich an einzelne Geschäfte, dann wird sein Gedächtnis automatisch deutlich mehr trainiert. Oft erzählen die Menschen bei den Therapieeinheiten an der frischen Luft viel mehr und kommen mehr aus sich heraus im Vergleich zu klassischen Therapiesituationen in einer Praxis.


Frage: Was erleben Sie, wenn Sie mit den Menschen unterwegs sind?

Antwort: Ich hatte schon viele berührende Erlebnisse. Eine Dame hat beispielsweise bei einem unserer Stadtbummel ein Geschäft entdeckt, in dem sie früher, als sie noch als Schneiderin gearbeitet hat, ihre Garne gekauft hat. Sie hat sich dann an diese Zeit erinnert – an ihre Arbeit, was sie alles geschneidert hat, an die Verkäuferin, die sie beraten hat und vieles mehr. Der Stadtbummel hat daher viel mehr aktiviert als es bei Übungen am Tisch möglich wäre. Kurz vor Weihnachten war ich mit einer anderen Dame in der Kirche und der Organist hat gerade Weihnachtslieder geübt – dieses Erlebnis hat bei der Klientin auch viele Erinnerungen wachgerufen, über die wir dann gesprochen haben.


Frage: Woher wissen Sie, wohin Sie mit wem am besten gehen?

Antwort: Bevor es an die eigentliche Therapie geht, findet erst einmal ein Erstgespräch statt, bei dem bei Bedarf Bezugspersonen wie Familie oder Pfleger miteinbezogen werden. In diesen Gesprächen wird geschaut: Was braucht der Mensch? Was tut ihm gut? Wie kann ich ihm helfen? Welches Ziel hat er? Was möchte er verändern?


Frage: Welche Ziele könnten das sein?

Antwort: Die Ziele sind sehr individuell, wobei wir darauf achten, dass sich die Klienten nicht zu viel auf einmal vornehmen, sondern kleinschrittig vorgehen. Ich habe beispielsweise eine Klientin, die ein sehr geringes Selbstbewusstsein hat und der es schwerfällt, unter Menschen zu gehen und mit ihnen in Kontakt zu treten. Das können wir bei unserer Therapie sehr gut trainieren.


Frage: Wie wichtig ist die Beziehung zwischen Klient und Therapeut?

Antwort: Die Beziehung muss stimmen – das ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg. Gespräche machen einen Großteil der Therapie aus und für viele ist es wichtig, mit jemandem zu sprechen, der neutral ist. Jemand, der gut zuhören kann und das Verhalten und die Worte seines Gegenübers nicht bewertet.


Frage: Lohnt sich das Rausgehen denn zeitlich überhaupt?

Antwort: Ja, auf jeden Fall, denn in der psychisch-funktionellen Ergotherapie sind die Einheiten eine Stunde lang und nicht wie beispielsweise bei der motorisch-funktionellen Therapie nur 30 Minuten.


Wenn Sie mehr über die psychisch-funktionelle Ergotherapie wissen möchten, nehmen Sie am besten direkt Kontakt zu uns auf. In unseren beiden Ergotherapie-Praxen in Verl und Rietberg bieten wir Ihnen übrigens noch zahlreiche weitere interessante Therapien an.